Vortrag „Über den 30-jährigen Krieg im Werratal“
Gut besuchter und informativer Vortrag „Über den 30-jährigen Krieg im Werratal“
Am Freitag, den 03. März 2023, fand um 19.00 Uhr in der Breitunger Gaststätte „Werraschlößchen“ ein vom Rhönklub Zweigverein Breitungen organisierter Vortragsabend statt. Eigentlich sollte diese Veranstaltung schon seit 2 Jahren stattfinden, doch wegen Corona war es nicht möglich. Aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben - und so war es endlich soweit. Der Saal im Werraschlößchen war voll besetzt. Mitglieder des Rhönklubs und Gäste aus Breitungen und Umgebung und sogar aus Fulda waren zu diesem Vortag gekommen, insgesamt etwa 100 Interessierte.
Dr. Kai Lehmann, Historiker und Direktor der Museen im Zweckverband Kultur des Landkreises Schmalkalden-Meiningen und des Museums Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, konnte zu einem Vortrag zum Thema “Das Leben vor, im und nach dem Dreißigjährigen Krieg im Werratal“ begrüßt werden.
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 – also vor 400 Jahren – war eine der größten Katastrophen in der Geschichte der Menschheit neben dem 1. und den 2. Weltkrieg.
Dr. Lehmann verstand es anschaulich anhand von Aufzeichnungen aus Kirchenbüchern und den darin aufgezeichneten Ereignissen und Begebenheiten das tägliche Leben der einfachen Menschen Ende des 16. und im 17. Jahrhundert darzustellen – vor, während und nach dem Dreißigjährigen Krieg. Wie lebten, wie feierten die Menschen zu dieser Zeit, wie verlief das ganz normale Leben. Teil dieses Lebens war aber auch der Hexenwahn, den Dr. Lehmann in seinem Vortrag anschaulich betrachtete, und der viele Frauen das Leben kostete – besonders im Werratal.
Und dann war mit dem Einfall der Kroaten im Jahr 1634 auch der Krieg an der Werra ankommen. Auf wirklich grausame Weise brachte er Plünderungen, Raub, Folter, Gewalt, Vergewaltigung, Mord, Hungersnot und Tod. Heute ist es kaum vorstellbar, welche Not die Menschen erlitten, wie sie durch all das und zudem noch Seuchen und der Pest zu Tode kamen. Die angespannte Stille im Saal ließ die Bilder in den Köpfen der Besucher erahnen, so grausam waren die Schilderungen zu den Gewalttaten aus dieser Zeit. Insbesondere der Pfarrer von Trusen hielt die Ereignisse in den Kirchenbüchern fest. Einzig Schmalkalden blieb verschont. Dahin hatten sich viele aus den umliegenden Dörfern geflüchtet.
Es folgte die Zeit nach dem Krieg, nach dem der Westfälischen Frieden geschlossen war. Die Bevölkerung in den Dörfern war durch den Krieg und seine Folgen stark dezimiert, in manchen waren bis zu 90 % der Menschen umgekommen. Wie ging das Leben der Menschen nun weiter, welchen Herausforderungen mussten sich die Menschen stellen und wie lange hat es gedauert, bis sich wieder ein fast normales Leben einstellte. Dr. Lehmann schilderte es eindrücklich anhand von Grafiken und Darstellungen aus dieser Zeit.
Es gab aber auch einiges im Vortrag zu erfahren, das zum Schmunzeln anregte. Erstaunlich, welche Regelungen es zu dieser Zeit schon gab und die sich teilweise bis heute erhalten haben. So quasi die Genehmigung und Abnahme eines Schornsteines in Häusern, die Reglementierung der Gäste zur Feier einer Taufe oder die Auflage vor dem Haus die Straße sauber zu halten, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Dr. Lehmann ist ein brillanter Redner und Kenner der Geschichte. Dies verdeutlichte dieser Vortrag eindrucksvoll. Ein gelungener Abend, der nach Wiederholung verlangt.
Der Text stammt von Elke Treisch und die Bilder sind von Helga Schleicher.